Als die Panther Trauer trugen

Termingerecht war der Abschied sicher nicht. Am 26. August 2003 sollte es eigentlich stattfinden. Der beste Scorer, der jemals beim AEV bzw. bei den Augsburger Panthern gespielt hatte, sollte beim Freundschaftsspiel gegen Lada Togliatti verabschiedet werden. Der Abschied kam jedoch nicht zustande. Da Sergej keinen gültigen Ausweis besaß, wurde ihm kein Visum erteilt. Eigentlich hatten sich schon viele damit abgefunden, dass es wohl kein Abschiedsspiel geben wird, auch wenn Charly Fliegauf äußerte, dieses Spiel an einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Ein Jahr, zwei Monate und 17 Tage später war es dann doch soweit: Sergej Vostrikov kam. In der Länderspielpause fand ein Benefizspiel zugunsten des Eishockeymuseums statt. Es spielten die Hall-Of-Fame-Allstars gegen die Oldtimer aus Tschechien, die einige ehemalige Weltmeister und Olympiasieger in ihren Reihen aufboten.
Beginnen wir aber mit den Vorbereitungen: Am 13. August 2003 kam die Anregung, für Sergej ein Banner zu basteln. Es wurde angedacht, einen Text in kyrillischer Schrift auf eine Tapete zu malen. Die Vorschläge waren unter anderem "Für unseren Zauberer auf Eis: Danke Sergej!" bis hin zu persönlich gefärbten Kommentaren wie "Einer wie Fedorov: mega-talentierter Stinkstiefel!", "Igor war besser!" oder "Sergej Vostrikov - Topscorer der DEL 2001 unter Trainer Danny Naud!". Die Dame stand mit ihren Vorschlägen jedoch schnell im Abseits. Der entscheidende Vorschlag kam von Benny, der "XXX Tore - XXX mal Danke Sergej" entwarf. Die Tapete wurde unter Mithilfe mehrerer BPOler gefertigt und anschließend im Keller von Su und Harry verwahrt. Der finale Text lautete "86 Tore, 86 Mal Danke für die zauberhaften Jahre, Sergej". Als nun der endgültige Tag für das Abschiedsspiel gekommen war, mussten noch "Träger/Überbringer" sowie Fotografen gefunden werden. Als Träger wurde Barni bestimmt. Manne und Benny waren freiwillig dabei. Greeny übernahm die Rolle des Fotografen.
Der Abend, der knapp 1100 Zuschauer ins Curt-Frenzel-Stadion führte, begann mit einem "Fußball-On-Ice" Spiel zwischen einer Pantherauswahl und Vertretern des FCA. Das muntere Spielchen ohne Schlittschuhe endete 5:5. Ein kleiner Wermutstropfen war jedoch die Tatsache, dass sich Björn Barta bei diesem Spielchen verletzte.
Dann ging es los. Nach Absprache mit Evi Klein und Stadionsprecher Horst Müller betraten die drei BPOler das Eis vor der Mannschaftsvorstellung und rollten unser Banner aus. Sergej wurde vor dem Banner fotografiert und die Übergabe wurde von Premiere sowie Augsburg TV gefilmt. Sergej zeigte sich erfreut (was sollte er auch sonst tun) und nickte fortwährend aus Mangel deutscher Sprachkenntnisse. Dafür bedankte Barni sich mehrfach in fehlerfreiem Deutsch bei ihm. Die Rolle wurde Sergej nach Beendigung der Aufnahmen überreicht.
Das Spiel selbst geriet dabei fast zur Nebensache. Die All-Stars wurden unter anderem durch Charly Fliegauf, Dieter Medicus, den Holzheu-Brüdern, Harry Birk, Edi Uvira und anderen verstärkt. Die Tschechen hatten den ehemaligen Panther Verteidiger Leo Gudas in ihren Reihen. Die All-Stars gewannen das Spiel mit 6:5. Als überragend stellte sich die Reihe mit Duanne Moeser, Harry Birk und Benoit Laporte heraus. Sergej spielte eher unauffällig, wurde jedoch von den Fans lautstark gefeiert. Nach Spielende gab er geduldig Autogramme und war noch lange alleine auf dem Eis.
So endete der Abschied für einen Spieler, der in seinen Jahren in Augsburg nicht nur im Zusammenspiel mit seinem Partner Igor Maslennikov eine ganze Reihe von Punkten sicherte, sondern die Fans auch durch seine begnadete Stocktechnik und seinen Spielwitz zu begeistern vermochte. Die Messlatte für künftige Spieler der Augsburger Panther liegt jetzt ein wenig höher.